2005 Stadtwerke Jena

Weite, Ferne, naher Augenblick

Personalausstellung

Stadtwerke Jena

Vom 26. Mai 2005 bis 7. Juli 2005

„Adrian in Schwertlilien“ Öl auf Leinwand, 80 cm x 100 cm, 2004
„Adrian in Schwertlilien“ Öl auf Leinwand, 80 cm x 100 cm, 2004
„Das Jenaer Licht“ Öl auf Leinwand, 100 cm x 140 cm, 2004
„Das Jenaer Licht“ Öl auf Leinwand, 100 cm x 140 cm, 2004
Malerei - Kerstin Alexander: Schöne Aussicht
Schöne Aussicht
Malerei - Kerstin Alexander: Geliebtes Grau
„Geliebtes Grau“, Öl auf Leinwand, 100 cm x 80 cm, 2004
Malerei - Kerstin Alexander: Ferne
„Ferne“
Malerei - Kerstin Alexander: Freya
„Freya“, Öl auf Hartfaser, 100 cm x 140, 2005

Dass eine Reihe beachtenswerter Künstlerpersönlichkeiten die in der Welt verstreut sind, deren Karriere ein Jena begannen, ist selbst dem kunstinteressierten Publikum nicht immer auf Anhieb bewusst. Grund genug für die Stadtwerke Jena-Pößneck in den letzten Jahren diesen verstreuten Spuren nach- zugehen – die Künstler nach ihrer Verbindung zur Saalestadt zu befragen und sie für eine Werkschau zurück nach Jena in die Räumlichkeiten an der Rudolstädter Straße zu holen. Nach den Ausstellungen von Lutz Leibner, Ekkehart Reinsch, Anette und Gerd Wandrer in den vergangenen Jahren lotet nun die in Jena geborene Künstlerin Kerstin Alexander ihr Verhältnis zu ,,Weite, Ferne und dem Nahen Augenblick“ aus.
Alexander ist derzeit Professorin für Graphikdesign an der Fachhochschule Merseburg und vermittelt ihren Studenten – darauf legt sie besonderen Wert – weitaus mehr als allein handwerkhche Fertigkeiten. Ihre ersten künstlerische Gehversuche machte Alexander wie manch anderes Talent an der damals noch so genannten Jenaer ,,Volkskunstschule“ bei Klaus Hermes, der Dank seines exzellenten Gespürs einige hervorragende Jenaer Künstler in die Welt hinaus schickte. Das Arbeitsfeld der Wahl-Hallenserin ist breit gefächert. Sie beschäftigt sich mit Buchillustration, fertigt Künstlerbücher und graviert ,Geschichten´ in druckgraphische Platten. Vor allem ist sie jedoch Malerin, zeichnet und malt mit Pastellkreide auf Papier sowie mit Öl auf Leinwand oder Hartfaser. Die Verarbeitung von Buchstaben, Zeichen und Symbolen in früheren, großformatigen und fast abstrahierenden Gemälde sind sicherlich ihrer Ausbildung als Buchbinderin in Weimar und dem Studium (Graphikdesign und Illustration) an der Burg Giebichenstein in Halle geschuldet. Worte, Strukturen, Zeichen werden über- lagert, verdeckt und zu einer differenzierten Fläche verwebt. Die Sprache wird hier zum Mysterium, erweist sich im Bild als unzureichend für rationale Erklärungen. Ganzanders die sonnendurchfluteten Landschaften aus den letzten Jahren, die stillen Interieurs oder selbstvergessenen Halbakte in Öl, welche Experimentier- freudigkeit mit gegenständlichen und abstrakten Elementen aufzeigen.
,Sur le motif´– vor dem Motiv – entstanden die ,,Jenabilder“, inmitten der vertrauten Umgebung aus Kindheits- und Jugendtagen. Zwischen Bäumen und Blumen schaut man in die unendliche Tiefe einer sommerlichen Landschaft und wird von einer heiteren, entspannt-bewegten Stimmung erfasst. In sinnlichen Farbakkorden erfährt der Betrachter in Proust’scher Manier weniger das Glück selbst, als die Erinnerung daran. Die Figuren stehen oftmals mit der Biographie der Künstlerin in Beziehung und scheinen regungslos in Gedanken versunken in ihrer Distanz anwesend zu sein. Auch die in ein unendliches Meer aus Farbe getauchten intimen Interieurkompositionen weisen einen fast schon expressiven Duktus auf. Eine karierte Tischdecke, ein ins Bildfeld hineinragender Tisch, ein zurückgezogener Stuhl relativieren die Zeit und lassen sie vor unserem geistigen Auge zum Stillstand kommen. Nicht der Nachahmung der Natur verpflichtet sich Kerstin Alexander, sondern dem Versuch, Vergängliches und Zeitloses miteinander zu verknüpfen und in einem darzustellen. Malerei als Medium, Malerei als Weg, Kerstin Alexander malt um des Malens willen. Sie hat das Privileg, sich keinen wirtschaftlichen Zwängen oder aktuellen Moden unterwerfen zu müssen. Das Glück in der Malerei findend, zieht sie sich aus der Hektik des Alltags heraus, um durch Seibstvergewisserung und kreativen Arbeitsprozess neue Kraft zu schöpfen. Die Ausstellung „Weite, Ferne, Naher Augenblick“ wird kuratorisch durch die Agentur artcult betreut. Sie ist derzeit bis 7. Juli im Geschäftsgebäude der Stadtwerke Jena-Pößneck zu sehen.

Silke Grob, artcult